Diana
Ich heiße Diana, bin 44 Jahre alt und Mutter von 3 gut geratenen Kindern (7, 13, 16) und 3 verspielten und verschmusten Hauskatzen.
Wir wohnen in einem schönen Altbau mit einem wunderschönen Garten, in dem sich mein grüner Daumen austoben kann.
Ich liebe Rock, Punk, Metal und Pagan Folk, bin auf verschiedensten Gebieten gerne kreativ und praktiziere in einer Gruppe mit ganz tollen Frauen regelmässig Hathayoga.
Im Dez 2016 war ich verheiratet, arbeitete 30 Std pro Woche als Inklusionskraft an einer Gesamtschule. Mein jüngstes Kind war gerade neu im Kindergarten.
Ich plante im Kopf bereits meinen 40. Geburtstag, der in wenigen Wochen stattfinden sollte.
Meine Erstdiagnose, die ich mit gerade noch 39 Jahren erhielt, lautete: Invasives, HER 2 neu positives Mammacarcinom, plus hochmalignes DCIS mit 3 Lebermetastasen, Nebendiagnose: Lipome unter der Axilla.
Von da an saß die Diagnose wie ein dicker, laut trompetender Elefant auf meinem Kopf und versuchte mich in die Knie zu zwingen. (Darum der Name dieses Blogs)
Ich hatte den Knoten in der Brust beim Duschen selbst ertastet.
Auf die Diagnose folgte innerhalb weniger Tage das Einsetzen des Portkatheters, die Entnahme der Wächterlymphknoten aus der Achsel, eine adjuvante Chemotherapie über 16 Wochen mit Paclitaxel und Carboplat, Antikörper Doppelblockade Herceptin und Perjeta und anschließender Brusterhaltender OP im Juni.
Da meine betroffene Brust rechts ohnehin schon immer etwas kleiner war, ließ ich die linke angleichen. Leider verabschiedete sich die verbleibende Tabaksbeutelnaht in der linken Brust bereits im August mit einem deutlich vernehmbaren ‚rrritsch‘ so dass diese Brust im Januar ’18 nochmals operiert wurde.
Im herausoperierten Gewebe mit ausreichend Sicherheitsabstand im ehemaligen Tumorbett, waren keine Krebszellen mehr nachweisbar. Das DCIS wurde mit entfernt. Die Lebermetas waren mit bildgebenden Methoden nicht mehr darstellbar.
2018 machte sich plötzlich durch Schwellungen und starke Schmerzen mein rechtes Knie bemerkbar. Durch Röntgen und MRT stand schnell fest: Arthrose. Es wurde im Herbst dann auch operiert. Meine 4. mehrstündige OP bei Vollnarkose innerhalb von 21 Monaten. Die Knorpelabnutzung wurde durch das Aufweichen des Knorpels durch die Chemo begünstigt, bestätigte mir die operierende Ärztin. Man riet mir zu einer künstlichen Kniescheibe.
Mich haben in der Zeit der Akuttherapie die vielen Nebenwirkungen sehr belastet.
Ich habe laut Ärztin bei jeder NW laut „Hier!“ gerufen und sie mitgenommen.
Die überwältigende Schwäche, die mich sehr oft ans Bett fesselte, die schmerzhaften Entzündungen, die langanhaltenden Durchfälle, die Übelkeit, das Sodbrennen, die Rückbildung aller Schleimhäute, die Fatigue, der unruhige Schlaf, die Nervenschädigungen an Beinen, Händen und Füßen, das Nasenbluten, die massiven Ödeme durch das Kortison waren allesamt sehr unangenehm und zermürbend.
Die unzähligen Male bei denen mein Oberkörper begutachtet, betastet, untersucht, gestochen, fotografiert und aufgeschnitten wurde, haben mich inzwischen abgestumpft.
Brüste, für Männer Lustobjekte, für Säuglinge Nahrungsquelle, sind für mich mehr medizinische Untersuchungsobjekte als alles andere, wenn nicht sogar ‚Störenfriede‘ geworden.
Und dabei hat die operierende Ärztin wirklich gute Arbeit geleistet.
Die Konfrontation mit meiner Sterblichkeit, vom einen Moment auf den anderen plötzlich sehr nahe gerückt, hat mir einen tiefsitzenden Schock verpasst.
Meine Kinder brauchten doch ihre Mama!
Ich fühlte mich vom Leben betrogen.
Gut getan haben mir meine Kinder, Freunde und Familienmitglieder die mir aktiv, durch Zuspruch, oder liebgemeinte kleine Aufmerksamkeiten, Mutmacher, Glücksbringer die man mir vorbeibrachte oder zuschickte, den Rücken stärkten.
Meine kleine Tochter war mein grösster Motivationscoach.
Mein doppelter Boden waren meine Playlists und jegliche Musik oder Serien die lauter waren als meine zeitweise düsteren Gedanken.
Gartenarbeit war zur Ablenkung ebenso hervorragend geeignet und mir an guten Tagen noch möglich, auch zu Zeiten in denen ich meinen Yogakurs leider nicht mehr wahrnehmen konnte.
Normalität, Alltag und wiederkehrende Rituale gaben mir die nötige Stabilität um darauf den Tag aufzubauen.
Meine Katzen schenkten mir Ruhe und Kuscheleinheiten.
Der Austausch mit anderen Patientinnen zeigte mir dass ich mit meiner Diagnose alles andere als allein war.
Die optimistische, liebevolle Einstellung im Umgang mit uns Patienten*innen war ein großes Geschenk der Schwestern und Pfleger des Krankenhauses.
Derzeit bin ich zwar alleinerziehend und aufgrund der Langzeitnebenwirkungen dauerhaft berufsunfähig, aber der Krebs hält schön die Füße still und ich bin zufrieden.
Ich bekomme weiterhin alle 3 Wochen zwei Beutel Antikörper als Infusion über den Port, was nach bald 4 Jahren schon fast ‚Business as usual‘ ist.
Meine Kinder sind zwar das Beste das ich der Welt hinterlassen werde, aber ich tobe mich auch kreativ aus, so dass ich hoffentlich ein paar hübsche Fußspuren hinterlassen kann.
Wann immer es mir möglich ist, praktiziere ich in einem Kreis starker Frauen Hatha Yoga um fit zu bleiben. Ich meditiere auch und bin sehr spirituell. Im Wald und der freien Natur kann ich Kraft tanken und mich erden.
Ich achte darauf täglich frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan zu haben und ernähre mich hauptsächlich vegetarisch.
Vor Corona habe ich an kinderfreien Wochenenden gerne Konzerte besucht. Das fehlt mir.
Gemütlich mit Freunden zusammensitzen…fehlt mir sehr.
Wenn ich einen Satz an andere weitergeben möchte, dann wäre das der Spruch, den meine geliebte und wunderbare Tochter mir während meiner Chemo servierte, als sie gerade mal 3 Jahre alt war:
„Du bist eine sehr starke Frau. Wenn du willst, kannst du alles schaffen.“