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Impuls

von Pastorin Simone Fucker

Wenn sich im Leben alles ändert; wenn man im Leben etwas verliert, wird das Entbehrte besonders bedeutsam. Man blickt zurück, sehnsüchtig vielleicht, wehmütig, traurig. Vielleicht fühlt man auch Zorn oder Hoffnung?

„Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“, sagt Jesus im Lukasevangelium (9,62). Früher pflügten Menschen einen Acker mit einem Handpflug. Vorne zog das Pferd, die Kuh oder der Ochse. Hinten hielt der Bauer/die Bäuerin den Pflug. Höchste Konzentration und viel Kraft kostete das und den Blick nach vorne gerichtet. Die Ackerfurche sollte gerade werden. Aufgaben, Vorhaben, Herausforderungen gelingen, wenn man nicht zaudert oder zögert. Mutig vorwärtsschauen, heißt es. In die Zukunft? Gibt es Zukunft?

Im Glauben gibt es tatsächlich immer Zukunft. Denn Glaube an Gott bedeutet Leben, selbst im Sterben.

Diese Aussage mag für manche/manchen eine Provokation sein. Im Verlieren bricht doch so unglaublich viel zusammen, ist man so unendlich verzweifelt. In der Aussage vom Leben dagegen könnte man sich in seiner Angst und Verzweiflung nicht ernst genommen fühlen.
Diese Provokation ist also Herausforderung.

„Lege deine Hand an den Pflug und schaue nach vorne!“ Der Glaube ist wie ein Fallschirm. Er will dich tragen. Damit wird Glaube an Gott, an seine Fürsorge, an seine Liebe zum Ausdruck von Freiheit. Jesus Christus lebt sie vor und verlangt sie auch, indem er auffordert, nicht zurückzublicken und in Erstarrung zu verharren. Auch er blickt nach vorne.

In diesen Wochen vor Ostern, vor dem Fest des Lebens, gehen wir mit ihm; nehmen mit ihm auch unser Kreuz; gehen mit ihm bis zum bitteren Ende. Mit ihm dürfen wir uns, auch in der größten Verlassenheit und Angst, in Gottes Arme werfen. Vor uns öffnet sich Gottes Reich, Zukunft, Leben.

Simone Fucker

ist Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde Wesselburen.